Newsletter der weißensee kunsthochschule berlin 05/2023

Newsletter 05/23     

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Liebe Leser_innen,


Inmitten sich schnell wandelnder Gesellschaften und Umgebungen begeben wir uns immer wieder auf die Suche: nach neuen Perspektiven, nach alternativen Hilfsmitteln, nach ermutigenden Sichtweisen. (…) Für das Unbekannte offen zu sein, erfordert Mut und macht Spaß“, sagen die neun Mart-Stam-Preisträger_innen und laden unter dem Titel „Reclaim the Unknown“ am 12.05.23 um 18 Uhr zur Eröffnung ihrer Ausstellung in den Kunstraum Kreuzberg/Bethanien ein.

Auch die anderen Veranstaltungen, die wir Ihnen in diesem Newsletter vorstellen, geben Impulse für neue Sichtweisen. Auf der Leipziger Buchmesse laden Studierende der Visuellen Kommunikation dazu ein, in Publikationen aus allen Fachgebieten zu stöbern und gemeinsam mit ihnen am „Dinnertable“ über den Tellerrand zu schauen. Mit der Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“ geben neu berufene Professor_innen Einblicke in ihre künstlerische Arbeit und Forschung. Und in der „Casa di Roma“ gibt es in der Dauerausstellung eine Intervention zu entdecken, die Goethes „Italienische Reise“ mit heutigen Augen neu betrachtet. Was Sie sonst noch im April und Mai an „Unbekanntem“ erforschen können, lesen Sie in diesem Newsletter. Im Sinne der Mart-Stam-Preisträger_innen wünschen wir Ihnen dabei Mut und Spaß – Reclaim the Unknown!

Ihre weiseensee kunsthochschule berlin

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Ausstellung
Reclaim the Unknown
13. bis 21. Mai, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin
Die Ausstellung „Reclaim the Unknown“ zeigt vom 13. bis 21. Mai im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien die herausragenden Abschlussarbeiten von neun Absolvent_innen, die 2022 mit dem renommierten Mart Stam Preis ausgezeichnet wurden. Das Themenspektrum der Ausstellung reicht von der Erkundung und der produktiven künstlerischen Verarbeitung des eigenen Seelenzustands – wie etwa der Auseinandersetzung mit Träumen und Ängsten, Körperscham oder Ausgrenzung auf Grund psychischer Erkrankungen  –  bis hin zur offensiven Beschäftigung mit alltäglichem Rassismus oder mit einer die Bedürfnisse der Menschen ignorierenden Stadtentwicklung. Der Titel „Reclaim the Unknown“ ist – wie die Künstler_innen es selbst formulieren – „ein kreativer Impuls, sich das Unbekannte anzueignen“.
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Ausstellung
„wasser und wein“ – experimentelle Glasentwürfe
Bis 9. Juli, Baruther Glashütte
Die Ausstellung „wasser und wein“ wandert zu ihrer letzten Station, dem Museum und Studio Baruther Glashütte. Sie zeigt dort vom 15. April bis 9. Juli 2023 Ergebnisse des Projektes „glass – hand formed matter“ – einer von der weißensee kunsthochschule berlin initiierten und von Hochschulen, Glashütten und Kulturinstitutionen getragenen internationalen Kooperation, die neue Perspektiven für die manuelle Glasherstellung in Deutschland und Europa auslotet. Die Exponate der Ausstellung reichen von Glasgefäßen, die den Wert von Wasser thematisieren, sich mit seinen ästhetischen Qualitäten auseinandersetzen und sein Fließen inszenieren bis hin zu Prozessexperimenten mit Glas und digitalen Techniken. Videoarbeiten geben überdies spannende Einblicke in den Fertigungsprozess.
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Ausstellung
Casa di Goethe – Intervenzioni
Bis Jahresende 2023, Casa di Goethe, Rom
Interventionen in Dauerausstellungen sind schnell, spielerisch, herausfordernd – und deshalb eine interessante Methode, um sich auf den Weg zu einer Überarbeitung oder Neukonzeption eines Museums zu machen. Für die „Casa di Goethe“ in Rom und das Team um den neuen Direktor Gregor Lersch, war das 25-jährige Jubiläum des Museums ein guter Anlass für einen Blick nach vorn. Deshalb lud die Museumsleitung Studierende der Visuellen Kommunikation ein, die bestehende Ausstellung über Goethes Reise nach Italien zu untersuchen und Vorschläge zu unterbreiten, wie diese weiterentwickelt werden könnte. In jedem Raum der Dauerausstellung gibt es nun bis zum Dezember 2023 eine Intervention zu entdecken, die Goethes Italienische Reise mit heutigen Augen neu betrachtet. 
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Events / Messe
Leipziger Buchmesse

Die dreimalige coronabedingte Absage der Leipziger Buchmesse war für die Buch- und Medienbranche ein schwerer Schlag. Nach vier Jahren freuen wir uns, endlich wieder mit den mannigfaltigen Publikationen aus allen Fachgebieten auf der Leipziger Buchmesse vom 27. bis 30. April 2023 präsent sein zu können. Studierende der Visuelle Kommunikation haben für die diesjährige Buchmesse einen Stand entwickelt, der das belebte „Tischgespräch" in den Mittelpunkt stellt. In einer abstrahierten Dinnersituation werden die ausgestellten Bücher als Speisen präsentiert und so zum Themenschwerpunkt des „Dinnertables“. Den Stand finden Sie in der Halle 2.

Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“
Designing Matter

In der Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“ geben Professor_innen Einblicke in ihre Forschung und künstlerische Arbeit. Karola Dierichs ist an der weißensee kunsthochschule berlin Professorin für „Material und Code" und Principal Investigator des Exzellenzclusters „Matters of Activity" (MoA). In ihrem Vortrag stellt sie die Ergebnisse von zwei MoA Design Research Studios vor und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Arbeit in der Lehrforschung und Forschung durch Lehre. Prof. Karola Dierichs hält ihren Vortrag am 17.05.23 um 17.00 in der Aula der weißensee kunsthochschule berlin auf Englisch.
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Seeing Right
 
Patricia Ribault ist seit 2020 Professorin für Performative Designforschung an der weißensee kunsthochschule berlin und Principal Investigator des Exzellenzclusters „Matters of Activity". In ihrem Vortrag spricht sie über die Arbeit mit Professor Hugues Duffau, einem französischen Neurochirurgen, der zur Neuroplastizität forscht und eine Gruppe junger Künstler_innen und Designer_innen bat, sein Wissen über die Mechanismen der Gehirnplastizität in Bilder umzusetzen. Patricia Ribault wird in ihrem Vortrag am 31.05.23 um 17 Uhr in der Aula der weißensee kunsthochschule berlin zeigen, wie Zeichnungen und Bilder zur Erarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse beitragen können. (Vortragssprache: Englisch)

Ausstellungen von Lehrenden
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Nasan Tur – Hunted

Nasan Tur ist an der weißensee kunsthochschule berlin Professor für Raumstrategien. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen unserer Zeit. Seine Werke sind Versuchsanordnungen, die Ideologien, soziale Normen und Verhaltensmuster sichtbar machen und um Aktionsmöglichkeiten individuellen Handelns erweitern. Dafür untersucht er Äußerungen, Gesten und Bilder, die er in den Medien und im öffentlichen Raum findet und verdichtet sie zu Miniaturen aktueller gesellschaftlicher Krisen und Diskurse. Seine Arbeiten sind vom 26.5.23–1.4.24 in der Berlinischen Galerie zu sehen

Preise und Stipendien
Die Liste unserer ausgezeichneten Studierenden ist wieder lang: Aus dem Fachgebiet Malerei sind Ximena Ferrer Pizarro und Shira Orion für das Goldrausch Künstlerinnenprogramm ausgewählt worden. Lunita July Dorn ist neue Stipendiatin der Studienstiftung; Johannes Seluga erhielt ein Cusanus Stipendium. Michael Fink wurde mit dem Bundespreis für Kunststudierende ausgezeichnet. Aus dem Fachgebiet Produkt-Design wurden Marc-Roman Page, Vivian Tamm sowie Michelle Müller und Moritz Walter zur Teilnahme an „One&Twenty“ ausgewählt, einer vom Rat für Formgebung kuratierten Ausstellung, die während der Möbelmesse in Mailand stattfindet. Konrad Jünger wurde mit dem Bayerischen Staatspreis für seine MA-Abschlussarbeit „Material Driven – Digitally Produced" aus dem Jahr 2019 ausgezeichnet. Unsere Absolventin Maria Braun hat beim Berliner Preis für Gestaltendes Handwerk den Hauptpreis gewonnen, Paula Rocke und Luisa Friedenstab erhielten den Förderpreis. Zwei weitere Preisträger_innen wollen wir Ihnen in diesem Newsletter vorstellen: 


Cindy Valdez

Cindy Valdez, Absolventin des Fachgebiets Produkt-Design, hat ein Elsa-Neumann-Stipendium für den künstlerischen Nachwuchs erhalten. 
Mit ihrem Studio „Migration of Matter“ entwirft sie Keramiken, deren Ästhetik von einzigartigen, aber oft wenig bekannten Pflanzen inspiriert ist: „We transform ideas, stories, and nature into tableware and home decor pieces that are anything but standard.“ Dabei arbeitet sie ausschließlich mit lokalen und natürlichen Materialien. Mit Hilfe eines speziell angefertigten industriellen 3D-Keramikdruckers gelingt es ihr, klassisches Keramikhandwerk mit digitaler Fertigung zu verbinden. „Dank der Spitzentechnologie unseres Druckers können wir mit der Produktion der Industrie konkurrieren. Wir schaffen Innovation, indem wir weniger Rohstoffe verwenden, die Kosten senken und neue nachhaltige Produkte in Bezug auf Design, Material, Funktion und Ästhetik entwickeln.“ (Cindy Valdez)
 

Anna Schäffner

 MA-Absolventin im Produkt-Design bei Prof. Carola Zwick und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Cluster „Matters of Activity“ ist mit der „VOJEXT S+T+ARTS Residency" ausgezeichnet worden. Mit dem Preis verbunden sind 30.000 Euro an Fördermitteln sowie ein Mentoring und Zugang zu Robotiklaboren. Anna Schäffner nimmt an der Social Robots Residency teil, die vom Industriepartner und Technologieanbieter IIT (Fondazione Istituto Italiano di Tecnologia) unterstützt wird. Ihr Projekt „Soft Collision" konzentriert sich auf das Design einer neuen Robotermembran, die eine Form der Interaktion zwischen Mensch und Roboter durch Körpersprache demonstrieren soll. „Ich interessiere mich für die Fähigkeit des robotischen Systems, die menschliche Geste zu interpretieren, sich anzupassen und auf die gegebene Situation zu reagieren. Die Beziehung zwischen Mensch und Roboter zu gestalten, bedeutet auch, die Grenzen zwischen beiden Entitäten zu hinterfragen. Das Ergebnis ist ein Überdenken von Form, Materialität und sensorischen Fähigkeiten des robotische Apparats". (Anna Schäffner)