Newsletter - weißensee kunsthochschule berlin - 6/23

   → English version

Liebe Freund_innen der Kunsthochschule, liebes Publikum,

was verbinden Sie mit der weißensee kunsthochschule berlin? Die ökologisch und gesellschaftspolitisch ambitionierten Arbeiten der Studierenden? Die Alumni, die Kunst- und Designgeschichte geschrieben haben? Unseren idyllischen Campusgarten oder etwa den unverwechselbaren Charme unserer gerne als Filmkulisse genutzten Aula, in der Herbert Grönemeyer kürzlich bei seinem Dreh so passend sang „In der Unruhe liegt die Kraft“? Fest steht jedenfalls, dass unsere Professor_innen und Lehrenden mit ihren künstlerischen Positionen das Profil der weißensee kunsthochschule berlin in besonderer Weise prägen. In diesem Newsletter stellen wir Ihnen die beiden neuberufenen Professor_innn Nadine Göpfert und Wilhelm Klotzek sowie das neue Team der *foundationClass vor. Die öffentliche Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“ bietet Ihnen zweimal im Monat zudem die Möglichkeit, die Arbeiten und Forschungsthemen der Professor_innen näher kennen zu lernen. Lesen Sie in diesem Newsletter, was wir sonst noch im Juni zu bieten haben. Und falls Sie es nicht schon längst getan haben: Save the date – am 22. und 23. Juli ist „Rundgang“.

Ihre weißensee kunsthochschule berlin

Ausstellungen und Veranstaltungen
Foto
MINGLED LIVING FORCES

Unter dem Titel MINGLED LIVING FORCES intervenieren Studierende der weißensee kunsthochschule berlin in der Werkstattausstellung „Leerstellen.Ausstellen – Objekte aus Tansania und das koloniale Archiv” im Humboldt Forum. Mit Performance, Installation, Druck, Skulptur, Malerei, Video, VR sowie weiteren Medien und Dialogformaten gehen sie den Fragen nach: Wie kann man künstlerisch über die Spuren kolonialer Gewalt nachdenken? Wie lassen sich spekulative Zukünfte entwerfen? Im Juni finden dazu vom 9. bis 11.6 und am 23.6. zwei Performances statt. Die Ausstellungsintervention läuft noch bis Ende Juli 2023.
Mit Arbeiten von Imad Alfil, Bar Esh, Paulin Fichtner & Conrad Kunze, Quang Vinh Giang, Mohamad Halbouni & Aline Suter, Melis Kiran, Hami Mehr, Jasmin Sermonet, Inyeong Song, Raras Umaratih und Jelisa Weber unter der Leitung von Juana Awad und Elaine Bonavia.
Zur Nachahmung empfohlen

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Zur Nachahmung empfohlen!" (ZNE!) steht die kulturelle und ästhetische Dimension der Nachhaltigkeit. Nach 13 Jahren und Ausstellungen auf vier Kontinenten kehrt sie vom 12. Mai bis 16. Juli nach Berlin zurück. Ein zentrales Thema des Ausstellungsfinales in den Uferhallen Wedding ist der verheerende Anteil der konventionellen Bauwirtschaft an der Klimakatastrophe. Im Rahmen der Ausstellung organisieren Khashayar Razghandi sowie Lucy Norris und Hanna Wiesener von der weißensee kunsthochschule berlin den Workshop „Talking Wool – Wool in Exchange“ am 1. Juni. Designer_innen, Wissenschaftler_innen, Politiker_innen und Landwirt_innen diskutieren über die europäische und deutsche Wolle, das Problem des Wollabfalls und die Fasersicherheit.

Foto
Cuteness – Ein neues ästhetisches Paradigma?

Niedliche Kunst? Das galt lange als Widerspruch in sich. Kunst konnte vieles sein, schön und hässlich, witzig und ironisch, groß und erhaben, eskapistisch und aktivistisch, aber gewiss nicht niedlich. Doch es zeichnet sich eine Veränderung ab. Im Rahmen einer Zeitschriftenpräsentation des Kunstforum International diskutiert die Herausgeberin Annekathrin Kohout mit den Professoren Thomas Hecken und Joseph Imorde am 6. Juni 2023, um 16 Uhr in der Aula. Sie gehen der Frage nach, welche historischen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bedingungen die künstlerische Auseinandersetzung mit "Cuteness" in der Gegenwart notwendig gemacht haben und wie niedliche Kunst aussehen kann. 

BIS DIE WÜRDE ZUR GEWOHNHEIT WIRD

Am 7. Juni veranstalten die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, die weißensee kunsthochschule berlin und die Universität der Künste Berlin gemeinsam den Aktionstag #WESSENFREIHEIT. Unter dem Titel „Bis die Würde zur Gewohnheit wird“ – der Parole der kollektiven Solidarität der feministischen Protestbewegung in Chile – laden die Initiatorinnen am 7. Juni, um 18 Uhr in die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu einer öffentlichen Veranstaltung mit afghanischen Künstler_innen ein. Die künstlerischen Beiträge richten den Blick sowohl auf den Widerstand der afghanischen Frauen als auch auf ihre Verbannung aus dem öffentlichen Leben.

Fotoausstellung

Die Fotografin Fatimah Hossaini, die 2021 Afghanistan verließ, schreibt: „Im Laufe der letzten zehn Jahre wurden in Afghanistan sehr viele Journalist_innen ermordet. Das Taliban-Regime lässt uns keine Möglichkeit mehr, über Meinungsfreiheit und Frauenrechte zu sprechen. Die Zukunft sieht in dieser Hinsicht düster aus. (…) Ich hoffe, die internationale Gemeinschaft vergisst uns nicht“. Die Wanderausstellung zeigt Arbeiten der Fotografinnen und Journalistinnenn Tahmina Alizada, Fatimah Hossaini, Najiba Noori, Tahmina Saleem und Roya Heydari. Sie verleiht den afghanischen Frauen Gehör und Sichtbarkeit und trägt dazu bei, dass die Warnung in Europa nicht verstummt. Die Ausstellung wird im Rahmen des Hochschultags #WESSENFREIHEIT vom 28.05. bis 16.06.2023 im Foyer der weißensee kunsthochschule berlin gezeigt.

Between Anthropology and Design

Lucy Norris ist Professorin für Designforschung und materielle Kultur an der weißensee kunsthochschule berlin und assoziiertes Mitglied im Exzellenzcluster „Matters of Activity". Im Rahmen der Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“ spricht Lucy Norris am 28.06.23, um 17 Uhr in der Aula über die Beziehung zwischen dem sozialanthropologischen Verständnis von humaner Weltgestaltung und dem Design als Zukunftsgestaltung. Mit Beispielen aus ihrer Forschung zu transnationalen Abfallökonomien, Textilrecycling und nachhaltigen Textilstrategien reflektiert sie die Entwicklungen und produktiven Beziehungen, die aus diesen interdisziplinären Verflechtungen entstehen.
Thomas Ness, Professor für Produkt-Design und Embodied Interaction für das Exzellenzclusters „Matters of Activity“ hält am 14.06.23, um 17 Uhr in der Aula einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“. Titel und Thema finden Sie in Kürze unter diesem Link:

Wir stellen vor
Foto
Nadine Göpfert

Nadine Göpfert ist seit Beginn des Sommersemesters neuberufene Professorin für Textil- und Flächen-Design an der weißensee kunsthochschule berlin. Mit einem Blick für Details und einem Interesse an traditionellen Textiltechniken experimentiert sie in ihrer Arbeit mit vielseitigen Aspekten der Materialität und Struktur von Textilien. Bei ihrer Recherche im Bereich Kleidung und Mode möchte sie unbewusste und nicht offensichtliche Gewohnheiten innerhalb unserer Beziehung zu Kleidung aufzeigen. Neben einer theoretischen Anwendung formen diese Untersuchungen die Basis für weitere materielle Entwicklungen im Bereich Textildesign. Nadine Göpfert lehrte in den vergangenen Jahren unter anderem an der Bauhaus-Universität Weimar (DE), dem Sandberg Instituut Amsterdam (NL) und der École d’architecture de la ville & des territoires Paris-Est (FR).

 
Wilhelm Klotzek

Wilhelm Klotzek ist seit Mai neuberufener Professor für Bildhauerei. Er studierte von 2005 bis 2012 an der weißensee kunsthochschule berlin und an der UDK Freie Kunst /Bildhauerei. Mit seinen Skulpturen, Videos und Performances greift er alltägliche kulturelle oder auch politisch-historische Phänomene auf. In den letzten Jahren beschäftigte er sich verstärkt mit imaginären Praktiken und Ereignissen, die er existierenden Verhältnissen entlehnt. Mit fast kindlichem Eifer spielt Klotzek Szenarien wie die Berliner Architekturpolitik oder den Markt des deutschen Kunstbuchhandels („Die Kunstbuchhandlung (II)", 2022) in völlig überspitzter Form durch und schafft damit Sichtbarkeit für die Werteverhältnisse in unserer Gesellschaft. Seine Arbeiten waren u.a. im Belvedere 21 in Wien, in Schloss Derneburg, Schloss Bellevue, der Bibliothek der Gemäldegalerie Berlin, im Memphis in Linz und der ifa-Galerie Berlin zu sehen.

 
Foto
Foto
Neues Leitungsteam der *foundationClass

Die 2016 ins Leben gerufene *foundationClass (*fC) ist ein Studienvorbereitungsprogramm an der weißensee kunsthochschule berlin, in dem Studieninteressierte mit Flucht- und Rassismuserfahrung ein starkes Portfolio für ihre Bewerbung an deutschsprachigen Kunst- und Designhochschulen entwickeln und über Kunst und Design lernen können. Im Mai hat ein neues Team die Betreuung der *fC übernommen. Shira Lewis und Pedro Alexander Bravo Lavín (links und rechts im Bild) verantworten die Leitung, Paula Godínez die Beratungsstelle. Sie bringen vielfältige Erfahrungen sowohl im Bereich der politischen und Empowerment-Arbeit als auch als Künstler_innen und Dozent_innen mit. Die drei wollen die Räume der *foundationClass auch weiterhin für alle offen halten, die daran interessiert sind, die Situation von Studierenden und Studieninteressierten mit Flucht- oder Rassismuserfahrungen an der weißensee kunsthochschule berlin strukturell zu verbessern.

 
Foto
ARTplus

Die weißensee kunsthochschule berlin nimmt als Vorreiterin im Land Berlin am Eucrea-Programm ARTplus teil – der ersten umfassenden Offensive in Deutschland zur künstlerischen Qualifizierung und Ausbildung von Kreativen mit Behinderung. Ziel der Kooperation ist es, in der Praxis neue Wege zu erproben, wie eine künstlerische Hochschule für Menschen mit Behinderungen dauerhaft zugänglicher werden kann. Die Sozialpädagogin und Kulturmanagerin Susan Päthke verantwortet die Projektleitung des Pilotvorhabens: „Inklusive Bildung braucht Raum und Wandel. Wir sind aktuell mit den ersten Interessierten im Austausch, die sich vorstellen können, ab dem Wintersemester an einzelnen Hochschulangeboten teilzunehmen. Gemeinsam mit ihnen wollen wir diese neuen Wege erforschen, damit sie irgendwann fester Bestandteil der Hochschullandschaft werden können“ (Susan Päthke). 

Fotonachweise: Foto Living Mingeld Forces: Video still by Inyeong Song, from Another Self. Cuteness – Ein neues ästhetisches Paradigma?: Mark Ryden: Yuki the Young Yak (White), 2022; Sculpture: rubber, fur; Image: Courtesy of the artist, Perrotin and Artoyz – Golem. Bis die Würde zur Gewohnheit wird: © Sara Nabil, 8. März 2022, Sitz der Vereinten Nationen, Genf. Fotoausstellung: Auszüge aus der Serie „Anar lebt“ von Tahmina Alizada. Wilhelm Klotzek: "Große Liegende 2", 2022, Foto: Kai Loges/die arge lola, © Wilhelm Klotzek, Klosterfelde Edition.