Newsletter 10/23

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Liebe Leser_innen, liebe Freund_innen unserer Hochschule,

welche Gedanken sind Ihnen letzte Woche durch den Kopf gegangen, als die Newsticker mit den Wahlergebnissen der Rechten und den Ereignissen in Israel über Ihren Bildschirm liefen?

Florence Gaub, Forscherin und Autorin des Buches „Zukunft. Eine Bedienungsanleitung“ ermutigt, angesichts der beängstigenden Entwicklungen nicht zu resignieren, sondern sich der eigenen Gestaltungsspielräume bewusst zu werden. Denn Zukunft werde nicht nur von den Mächtigen, sondern von uns allen ständig erzeugt: wenn wir über Optionen nachdenken, Entscheidungen treffen, wenn wir träumen, uns Ziele setzen oder uns sorgen.

Das trifft besonders dann zu, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt – wie heute für unsere 180 neueingeschriebenen Studierenden. Bei einer festlichen Immatrikulationsfeier begrüßte die Rektorin Angelika Richter die neuen Hochschulmitglieder aus 37 Nationen und hieß sie an der weißensee kunsthochschule berlin willkommen – einem „pluralen Ort“, wie sie betonte, der „künstlerische und intellektuelle Freiheit garantiert und größtmögliche, experimentelle Freiräume gewährt für die Entwicklung originärer kreativer Visionen und ein kritisches Verständnis von Kunst und Design."

Herzlich willkommen heißen wir auch alle Hochschulmitglieder, die nach der vorlesungsfreien Zeit nach Weißensee zurückkehren und ganz besonders auch die Professor_innen, die zum Wintersemester neue Aufgaben übernehmen. Wir stellen sie Ihnen in diesem Newsletter vor und wir machen Sie auch mit den Preisträger_innen bekannt, die heute bei der Immatrikulationsfeier ihre Urkunden entgegennahmen. Lesen Sie außerdem, welche Ausstellungen und Veranstaltungen im Oktober und November auf Sie warten.

Wir wünschen einen guten Semesterstart und einen optimistischen Blick in die Zukunft.

Ihre weißensee kunsthochschule berlin

Wir stellen vor
Antonella Giannone ist neue Prorektorin für Werkstätten, Kooperationen und Internationales. Als Professorin für Modegeschichte, -theorie und Bekleidungssoziologie lehrt sie bereits seit 2013 an der weißensee kunsthochschule berlin.

Antonella Giannone: „Die Kunsthochschule ist stark geprägt von interdisziplinären und kollaborativen Prozessen, in denen viele unterschiedliche Perspektiven und Wissensformen aufeinandertreffen und sich gegenseitig bereichern. Dies geschieht in einem zunehmend internationalen Kontext und im kreativen Dialog mit den komplexen Fragen unserer Gegenwart. Als Prorektorin für Werkstätten, Kooperationen und Internationales möchte ich mich dafür einsetzen, die bereichsübergreifende Zusammenarbeit an der Kunsthochschule verstärkt in den Fokus zu stellen und die Verbindungen zu lokalen sowie internationalen Institutionen auszubauen."

 
Pauline Doutreluingne ist neue Gastprofessorin im Fachgebiet Raumstrategien. Sie folgt damit auf Nasan Tur, der an die HBK Braunschweig wechselt.

Pauline Doutreluingne arbeitet als Kuratorin, Dozentin, Filmemacherin und Bildforscherin in Berlin und seit 2022 auch als künstlerische Leiterin des Kunstvereins Arnsberg. Mit ihrer Arbeit versucht sie, kulturelle und ökologische Differenzierungen anzuregen und gesellschaftliche Vorstellungen, die aus dem kolonialen Denken stammen, zu dekonstruieren. Zu ihren zuletzt kuratierten Ausstellungen gehören u.a. „Terrestrial Assemblage" (2021), Floating University Berlin; „A Handful of Dust" (2020), Ehrenhalle Lilienthalstraße Berlin; „Karma Ltd Extended" (2018), Acud Macht Neu, Berlin; The Conundrum of Imagination (2017), Leopold Museum, Wien; „Agency of Living Organisms" (2016), Tabakalera Institute for Contemporary Culture, San Sebastian.

Jakob Timpe, Architekt, Produktgestalter und erfahrener Hochschullehrer, übernimmt die Professur für Design-Grundlagen und Produktentwurf.

Jakob Timpe wurde in Würzburg geboren. Er studierte bis 1994 Architektur in Berlin und Darmstadt und arbeitete danach mehrere Jahre in den Architekturbüros Schürmann und Bonell + Gil in Köln und Barcelona. 1999 wurde er Wissenschaftlicher Assistent an der TU Darmstadt. Dort begann er, Möbel, Leuchten sowie Innen- und Außenräume für europäische Auftraggeber zu gestalten. 2005 wurde er für seine Design-Arbeiten mit dem einjährigen Stipendium der Villa Massimo in Rom ausgezeichnet. Anschließend ging er mit seinem Studio jakob timpe spaces + objects nach Berlin. 2012 gründete er das Label vondingen. Ab 2012 lehrte er Produktgestaltung an der OTH Regensburg. 2018 erschien mit der Publikation „Un/Applied Arts” (Revolver Publishing) eine erste Gesamtdarstellung seiner Arbeiten.

 
Veranstaltungen und Ausstellungen
Goldrausch 2023 – on the edge of

Das Goldrausch Künstlerinnenprojekt fördert die Durchsetzung herausragender künstlerischer Positionen von Frauen, die jedes Jahr in einer Gruppenausstellung präsentiert werden. An der diesjährigen Ausstellung „Goldrausch 2023 – on the edge of“ nehmen auch zwei Absolventinnen der weißensee kunsthochschule berlin teil: Ximena Ferrer Pizarro (*1994 in Lima) und Shira Orion (*1993 in Haifa). Beide waren Meisterschülerinnen von Friederike Feldmann und zeigten ihre Arbeiten bereits in zahlreichen Ausstellungen in Europa. „Goldrausch 2023 – on the edge of“ ist noch bis zum 26.11.2023 in der Galerie Weißer Elefant zu sehen. Die Gruppenausstellung der insgesamt 15 Künstlerinnen ist eine Kooperation mit dem Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte des Bezirks Berlin-Mitte und wurde von Laure Catugier und Hannah Kruse kuratiert.

Das Abwesende sichtbar machen. Micha Ullmans Arbeiten im öffentlichen Raum in Israel und Berlin

Im Rahmen der Ringvorlesung „see – ander(e)s sehen“ geben auch im Wintersemester 2023/24  neuberufene Professor_innen Einblicke in ihre Forschung und künstlerische Arbeit. Den Auftakt macht Matthias Flügge am 15.11.2023 um 17 Uhr in der Aula mit seinem Vortrag zu dem international bekannten Künstler Micha Ullman. Ausgehend von der gerade fertiggestellten Skulptur „Letters of Light“ vor dem Neubau der israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem (Architektur: Herzog/de Meuron) sollen Micha Ullmans bildhauerische Konzeption, ihre politischen und kulturellen Hintergründe sowie ihre ethisch-ästhetischen Qualitäten ein Thema sein. 

Matthias Flügge ist Honorarprofessor im Fachgebiet Bildhauerei. Der langjährige Autor und Ausstellungsmacher war u.a. von 1997–2006 Vizepräsident der Akademie der Bildenden Künste und von 2012–2022 Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden.

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CRAFT – Common Ground

Was verbindet uns? Wie können wir Gemeinschaft erzeugen und ein Gefühl für den gemeinsamen Boden bekommen, auf dem wir stehen? Diesen Fragen ging das Projekt „CRAFT – Common Ground" des Fachgebiets Produkt-Design nach. Entstanden sind Objekte aus Keramik, Glas und anderen Materialien, die im Rahmen einer gemeinsamen Mahlzeit die Gemeinschaft stärken sollen und die die Mahlzeit selbst als ganzheitliche Sinneserfahrung samt ihrer Rituale und Regeln thematisieren. Vom 20.–22.10.2023 sind sie auf der Grassimesse in Leipzig und vom 17.9.11.2023 auf der Zeughausmesse im Kühlhaus Berlin zu sehen.

CRAFT – Common Ground fand im Rahmen des dreijährigen Erasmus+-Projekts „CRAFT – Activating Pedagogy for Ceramic Education Futures" statt. Als Ergebnis entstand die Plattform Decoding Ceramics, die jetzt online ist. Sie soll keramisches Wissen, Fertigkeiten und Fachkenntnisse bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

 
good enough

Studierende des Masterstudiengangs Kunsttherapie stellen in der Magistrale der Park-Klinik Weißensee vom 07.10.2023 bis 10.02.2024 ihre Arbeiten aus. Der Ausstellungstitel „good enough“ bezieht sich dabei auf die Idee der „hinreichend guten Mutter" nach dem Psychoanalytiker Donald Winnicott. Es braucht eine „good enough“ Mutter, und keinesfalls eine perfekte Mutter, um angemessen auf die Bedürfnisse eines Kindes einzugehen. Übertragen auf die Kunsttherapie bildet dieses Konzept die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zu den Klient_innen. Die Individualität spielt dabei eine wichtige Rolle. Jede_r Kunsttherapeut_in bringt eigene Persönlichkeitsmerkmale, Erfahrungen und professionelle Fähigkeiten mit, die sich auch in den Kunstwerken widerspiegeln. Zudem möchten die Studierenden des Jahrgangs 2021 die Frage in den Raum stellen: Was ist eigentlich in der Kunst good enough?

 
Bundespreis für Kunststudierende

Am 26.10.2023 wird in der Bundeskunsthalle in Bonn wieder feierlich der Bundespreis für den künstlerischen Nachwuchs verliehen. Er fördert herausragende Studierende und ermöglicht ihnen, professionelle Ausstellungserfahrungen zu sammeln sowie Kontakte in die Kunstwelt zu knüpfen. Von der weißensee kunsthochschule berlin ist in diesem Jahr Michael Fink unter den Prämierten. „Perspektivwechsel und Durchlässigkeit von Erfahrungsräumen, in denen sich die Grenzen zwischen Menschen und Tieren, Pflanzen und Zellstrukturen wie auch zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz (KI) auflösen, stehen im Zentrum von Michael Finks eigenwilliger künstlerischer Bildforschung“, so die Jury in ihrer Begründung. Die Ausstellung der Preisträger_innen ist vom 27.10. bis zum 07.01.2024 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.

Preise und Stipendien
DAAD-Preis 2023

Quang Vinh Giang erhielt den DAAD-Preis 2023. Mit diesem zeichnet der Deutsche Akademische Austauschdienst jedes Jahr herausragende akademische Leistungen und bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement aus. Der in Hanoi (Vietnam) geborene und in Berlin lebende Künstler ist Student des Fachgebiets Bildhauerei. Mit seinen Skulpturen, Performances und Objekten möchte Quang Vinh Giang interaktive Erfahrungen ermöglichen. Um mit seinem Publikum zu kommunizieren, entwickelt er immer neue Ambigramme und Zeichensysteme. Indem er diese verdreht, neu zusammensetzt, transformiert und materialisiert, generiert er vielschichtige Bedeutungsebenen. So hat Quang Vinh Giang beispielsweise bei seiner Arbeit „Our Soil Or Your Soil“ im Humboldt Forum die verschiedenen Definitionen von Erde thematisiert: Im Schlüterhof legte er Wörter, die in postkolonialen Texten vorkommen, als Ambigramme auf den Boden. Die Besucher_innen konnten die Installation aus Erde begehen, trugen damit aber auch zu deren Zerstörung und Umdeutung bei.

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Lucia-Loeser-Stipendium

Daria Pashchenko, Studentin im Fachgebiet Malerei, erhält das Lucia-Loeser-Stipendium. Das Stipendium fördert besonders begabte junge Menschen, deren Studienerfolg durch eine monatliche Zuwendung in Höhe von 550 Euro über ein Jahr maßgeblich unterstützt werden soll. Daria Pashchenko wurde 1996 in Sibirien geboren und verbrachte ihre prägenden Jahre in Winnytsja (Ukraine). 2017 begann sie in Lwiw (Ukraine) Kunst zu studieren. 2019 zog sie nach Berlin. „Kunst ist meine Leidenschaft, insbesondere die Malerei. Kunst ist meine Superkraft. Es ist der Ort, an dem ich frei bin und die sein kann, die ich wirklich bin. Durch die Kunst habe ich die Möglichkeit, die Welt und mich selbst zu erkunden. Dieses Stipendium ist für mich hier in Deutschland eine Art von Anerkennung und zugleich eine große Inspiration. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass die Lucia-Loeser-Stiftung sich für mich entschieden hat.“ (Daria Pashchenko)

 
Lucia-Loeser-Stipendium

Marieke Herbst studiert seit 2020 Malerei an der weißensee kunsthochschule berlin. Auch sie wurde mit dem Lucia-Loeser-Stipendium ausgezeichnet. Marieke Herbst: „Meine künstlerischen Studien finden innerhalb der Malerei, der Drucktechnik und vereinzelt auch in bildhauerischen Arbeiten statt. Ich versuche, Bildwelten zu schaffen, die jenseits der Realität liegen, sich aber dennoch der Lebewesen und Dinge, die uns umgeben, bedienen. Diese Elemente male, radiere, zeichne ich dann, bis ich von ihnen genug habe. Die Radierung bietet für mich ein ausgezeichnetes Medium, um mich mit der Aussagekraft der Beschaffenheit des einzelnen Striches und der Fläche auseinanderzusetzen. Diese detaillierte Arbeitsweise führt mich zu der Möglichkeit einer Interpretation meiner Bildwelten. Die Malerei dagegen verselbständigt sich, die Geschichten, die die Bilder erzählen, passieren fast von allein – bloß, weil es mir in dem Moment gerade Spaß macht, dies oder jenes malerisch zu verfolgen.“

 
Traurige Nachrichten 

Die Mode hat eine leidenschaftliche und herausragende Gestalterin und Lehrende verloren. Mit großer Trauer gedenken wir Professorin Eva Mücke, die am 12.08.2023 von uns gegangen ist.

Nach ihrer Lehre zur Damenschneiderin studierte sie an der Fachhochschule für Bekleidung in Berlin und an der weißensee kunsthochschule berlin. Sie arbeitete im Modeinstitut der DDR und als Designerin in der Redaktion der Zeitschrift Sibylle. 1970 wurde sie Chefgestalterin des neuge­gründeten Handelsbetriebes EXQUISIT. Von 1982 bis 2002 prägte sie maßgeblich das Fachgebiet Mode-Design an der weißensee kunsthochschule berlin und inspirierte die Studierenden mit ihrem Wissen und ihrer Begeisterung für Mode.


Am 13.08.23 verstarb auch Barbara Müller-Kageler, die an der weißensee kunsthochschule berlin studierte und von 1982 bis zu ihrer Emeritierung 2003 zunächst als Lehrbeauftragte und dann als Professorin bei uns unterrichtete. Ein Markenzeichen sind ihre unverwechselbaren Strandlandschaften, in denen sie Figurengruppen immer wieder neu komponiert und diese mit ihrer nuancierten Farbpalette stets in neuem Licht erscheinen lässt. Von unseren Alumni und ihren ehemaligen Kolleg_innen wurde sie als Mensch und Lehrerin geschätzt.

Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt den Familien und allen Freund_innen der Verstorbenen.