Newsletter Dez. 24 - weißensee kunsthochschule berlin

Newsletter Dezember 2024

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Liebe Leser_innen,

„Es trifft uns alle!“  

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, und wir blicken dankbar und bereichert auf die zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen zurück, die wir in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit unseren Berliner Kulturpartner_innen realisieren konnten. Dass die Berliner Kulturszene, von der wir im Zuge dieser Kooperationen profitieren und die unsere Studierenden und Alumni auf vielfältige Weise mitprägen, nun durch Kürzungen in einer Höhe von über 10% existenziell bedroht ist, macht uns fassungslos. Wird die Berliner Kulturlandschaft kaputtgespart, gerät auch die Zukunft der künstlerischen Hochschulausbildung in Gefahr!

Aus dem einzigartigen Beziehungsgeflecht von künstlerischer Hochschulausbildung, Forschung und Kunstpraxis schöpfen unsere Alumni auch noch nach dem Studium. Dass es ihnen immer wieder gelingt, mit ihren im Studium entwickelten Ansätzen als Impulsgeber zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zu agieren, können Sie im Dezember u. a. im GRASSI Museum in Leipzig erleben. In der Ausstellung „ZUKÜNFTE. Materialien und Design von Morgen“ präsentieren sieben Alumni und künstlerische Mitarbeiter_innen wegweisende Lösungen für globale Herausforderungen.

Neben dieser und anderen Ausstellungen stellen wir Ihnen in diesem Newsletter fünf Preisträger_innen vor. Besonders stolz sind wir auf Ella Einhell. Sie wurde vom Tagesspiegel als einer der „100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024“ ausgezeichnet.

Wissenschaft und Kultur sind das Potenzial Berlins. Auch die Wissenschaft ist massiv durch Kürzungen bedroht. 100 Millionen Euro sollen die Berliner Hochschulen allein bei den direkten Zuschüssen sparen; 280 Millionen Euro Kürzungen sind insgeamt für das Jahr 2025 in den Ressorts Wissenschaft und Gesundheit geplant. Was bleibt uns da noch zu sagen?

Wir hoffen, dass Berlin doch noch über sich hinauswächst und die Kürzungen in diesen existenziellen und sensiblen Bereichen überdenkt. Soweit es angesichts dieser akuten Krise und der weltpolitischen Lage möglich ist, wünschen wir Ihnen einen besinnlichen Jahresausklang und viel Kraft für den Neubeginn in 2025!

Ihre weißensee kunsthochschule berlin

Ausstellungen und Vorträge
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Rinaldo 

Im Rahmen der Musiktheaterwerkstatt – einer Kooperation der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und der weißensee kunsthochschule berlin – haben Studierende aus den Fachgebieten Bühnen- und Kostümbild, Regie, Gesang und Produktionsdramaturgie ausgewählte Szenen aus Georg Friedrich Händels „Rinaldo“ für die Bühne erarbeitet. Premiere ist am 7. und 8. Dezember 2024 im Studiosaal der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Mit der Oper „Rinaldo“ feierte Georg Friedrich Händel 1711 sein triumphales Debüt in London. Basierend auf Giacomo Rossis Libretto nach einer Vorlage von Torquato Tasso behandelt die Oper einen Stoff aus der Zeit der Kreuzzüge – und zählt heute zu den Meilensteinen des barocken Opernrepertoires. 

 
Feminist Foyer

Mit der Ausstellung "Feminist Foyer: Desire – Gender – Identity – Sexuality – Body“ wollen 22 Studierende aus allen Fachgebieten die ungleichen Geschlechterverhältnisse und Körperpolitiken in Kunst, Design und Theorie analysieren, reflektieren und ins Zentrum der Hochschule rücken. Mit unterschiedlichen Medien – Malerei, Print, Textil, Video, Comic, Skulptur – verhandeln sie unter anderem Körper(-bilder) und gesellschaftliche Normen. Ein wichtiger Ansatz ist das autoethnografische Arbeiten – eine Selbsterforschung, die eigene Erfahrungen zum Ausgangspunkt macht. Die Ausstellung ist vom 5. bis 19. Dezember 2024 im Foyer der weißensee kunsthochschule berlin zu sehen.

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Aufzeichnungen einer Designforscherin

In der Ringvorlesung „seɘ – ander(e)s sehen“ stellen neu berufene Professor_innen ihre Arbeit und Forschung vor. Prof. Dr. Judith Dobler ist Gastprofessorin für Performative Design Research im Fachgebiet Theorie und Geschichte sowie Mitglied des Exzellenzclusters „Matters of Activity“. Mit ihrem Vortrag „Aufzeichnungen einer Designforscherin“ macht sie am Mi.,11. Dezember 2024, um 17:00 Uhr in der Aula den Auftakt in diesem Semester. Ihre Forschungsinteressen umfassen kollaboratives Zeichnen als Medium der Kommunikation, Design als Erfahrungswissen und Designmethoden in der postdisziplinären Forschung.

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ZUKÜNFTE
Material und Design von Morgen

Bis zum 24. August 2025 wirft das GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig mit der neuen Sonderausstellung einen Blick in die Zukunft und zeigt, wie Design die Welt von morgen prägt – von post-apokalyptischen Visionen bis hin zu kreislauffähigen Produkten, die schon heute auf dem Markt sind. In Zeiten globaler Herausforderungen wie Klimakrise, Ressourcenknappheit und sozialer Ungleichheit zeigen Designer_innen und Künstler_innen neue Wege auf und agieren als Impulsgebende und Netzwerkende zwischen Forschung, Industrie und Gesellschaft. Mit dabei sind renommierte Designer_innen sowie Alumni und künstlerische Mitarbeiter_innen unserer Hochschule.

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Preise und Auszeichnungen
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Christa Petroff-Bohne zählt zu den einflussreichsten deutschen Designerinnen der Nachkriegszeit, insbesondere in den 1950er- und frühen 1960er-Jahren. Mit ihrem Besteck und Edelstahlgeschirr prägte sie die Alltagskultur: modern, offen, langlebig und stets auf den praktischen Gebrauch ausgerichtet. Als Professorin an der weißensee kunsthochschule berlin war sie über Jahrzehnte eine prägende Persönlichkeit und beeinflusste Generationen von Studierenden. Für ihr außergewöhnliches Lebenswerk wurde sie von Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wir gratulieren herzlich!
 
 
Allistair Walter, der im Sommer sein Studium der Malerei abschloss, wurde für den neuen internationalen Kunstpreis Young Generation Art Award nominiert. Gemeinsam mit fünf weiteren ausgewählten Shortlist-Künstler_innen werden seine Bilder in einer Ausstellung in der Degussa-Niederlassung Berlin am Gendarmenmarkt vom 28. November 2024 bis zum 20. Februar 2025 gezeigt. Die Preisverleihung findet zur Finissage der Ausstellung am 20. Februar 2025 statt.
Der Young Generation Art Award wurde von dem Unternehmen Degussa Goldhandel gemeinsam mit Monopol – Magazin für Kunst und Leben ins Leben gerufen und ist mit 10.000 Euro sowie einer Wanderausstellung dotiert.
 
 
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Ella Einhell studierte an der weißensee kunsthochschule berlin Produkt-Design und wurde jetzt vom Tagesspiegel als einer der 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wissenschaft 2024 ausgezeichnet. Mit ihrem Studio beschäftigt sie sich mit der Umwandlung verschwendeter Ressourcen in innovative Rohstoffe. Sie erforscht, welche Rohstoffe beispielsweise durch Knochenasche und Knochenmehl ersetzt werden können und entwickelt daraus Materialien wie modernes Knochenglas, Knochenporzellan und Knochenterrazzo. Das Material verarbeitet sie wiederum mit industriellen Verfahren und traditionellem Handwerk zu ästhetisch neuartigen und zugleich ressourcenschonenden Produkten wie beispielsweise Vasen.
 
 
Michelle Müller hat mit dem Projekt "Mono Wool" den Mia Seegers Preis gewonnen. Im Rahmen ihrer Masterthesis im Fachgebiet Produkt-Design hat sie nach Alternativen zu Polstern aus ölbasierten Schaumstoffen gesucht. Die Verwendung von Rohwolle eröffnet die Option, ein Polster nur aus einem einzigen Material herzustellen. Der Bezug wird mit Hohlräumen gestrickt, gefüllt und durch einen Klapp-Mechanismus zu einer Sitzschale geformt. Durch die 3D-Stricktechnologie kommt der Bezugsstoff als fertiges Teil aus der Maschine – ohne viel Handarbeit. Die so gefertigten Polster bestehen zu 100 Prozent aus Wolle, sie sind lokal umsetzbar, kreislauffähig und sozial verträglich.
 
 
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Marc-Roman Page, Absolvent im Fachgebiet Produkt-Design, hat den Hauptpreis beim 2024er Award der SYN-Stiftung für seine Abschlussarbeit „Recasting Aesthetics“ zur Zukunft des Materials Gips gewonnen. Mit dem Award wird die Fortsetzung der Arbeit zum Thema gemeinsam mit der Firma Knauf als Industriepartner unterstützt. „Recasting Aesthetics“ erforscht die Potenziale von Gips im Designkontext und betont dessen ästhetische Qualitäten, um die Wertschätzung für das Material und seine Wiederverwertbarkeit zu steigern. Durch die Zugabe von Zellulosefasern entstehen ausdrucksstarke Oberflächen mit hoher Stabilität.