Newsletter November
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Liebe Leser*innen,
die kulturelle Hegemonie bestimme, was denkbar ist und was nicht, schrieb der italienische Philosoph und Politiker Antonio Gramsci bereits Anfang der 1930er-Jahre. Er zeigte, wie kulturelle Einflussnahme für politische Veränderungen genutzt werden kann – ein Weg, den heute auch rechte Kräfte wählen. Indem sie Kultur- und Wissenschaftsbetriebe unterwandern, versuchen sie im Zuge eines „Kulturkampfes", ihr national-konservatives Weltbild zu verankern.
Auf unserem Hochschultag zu „resilienten Strukturen gegen Rechts" gaben am 5. November Künstler*innen, Betroffene und Aktivist*innen Einblick in die bedrohlichen Entwicklungen. Sie berichteten, in welchem Ausmaß Rechtspopulisten bereits queere und kritische Kunstprojekte angreifen, Kürzungen von Fördermitteln für Theater und Museen beantragen, Bildungseinrichtungen ideologisch infiltrieren und Hochschulen mit parlamentarischen Anfragen einzuschüchtern versuchen. Ganze Disziplinen und Forschungsfelder geraten dabei unter Druck.
Der Hochschultag hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt: Mehr denn je müssen wir jetzt aktiv Diskursräume verteidigen und für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft öffentlich eintreten. In einem internen „Open Space“ setzten wir die Diskussion am 12. November fort: Welche Herausforderungen ergeben sich für Lehre und Hochschule als Institution, die sich demokratischen Prinzipien verpflichtet fühlt? Und wie können wir diejenigen stärken, die sich aktiv gegen rechte Gewalt stellen?
Mit unseren Ausstellungen und Veranstaltungen laden wir Sie ein, diese Räume des Austauschs mitzugestalten. Nur gemeinsam können wir die rechten Einflüsse zurückdrängen und die Freiheit von Kunst und Wissenschaft sichern. Wir freuen uns, Sie an unserer Seite zu wissen.
Ihre weißensee kunsthochschule berlin
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